Schlagwort-Archive: Corona

… und wie geht es eigentlich den Vätern?

Heute wurde ich zur Teilnahme an einer Umfrage der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen eingeladen. Die Fragen haben mir gut gefallen und ich habe sie so authentisch wie möglich beantwortet. Dabei haben ich natürlich nur für mich selbst geantwortet, möchte meine Antworten aber gerne mit anderen Vätern teilen.

Bevor ich zu den Fragen und meine Antworten komme, empfehle ich gerne die Homepage der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen zur Lektüre und Unterstützung! Außerdem freue ich mich über weitere Umfrage-Teilnehmer und verlinke das Formular der LAG Väterarbeit NRW bei Surveymonkey: (Link abgelaufen).

Hier nun die Fragen und meine Gedanken/Antworten darauf:

  1. Wie nehmt ihr/ nehmen Sie Väter momentan wahr?
    Begegnungen mit anderen Vätern waren vor Corona schon selten. Durch die vorgegebenen Verhaltensregeln kommt es nur noch in seltenen Ausnahmefällen zu direkten Kontakten zu anderen Vätern. Persönliche Gespräche sind fast vollständig verstummt.
  2. Wie haltet ihr/ halten Sie Kontakt zu ihnen?
    Technische Lösungsansetze werden verfolgt: Unser PAPI-Stammtisch hat bisher zwei Monatstreffen als Online-Konferenz gestaltet, mit nicht mal der Hälfte der üblichen Teilnehmer. Außerdem betreiben wir online einen privaten Gruppen-Chat und einen eMail-Verteiler. Nach Bedarf und Möglichkeit wird das Telefon für direkte Gespräche genutzt.
  3. Vor welchen Herausforderungen stehen Väter und wie meistern sie diese?
    Die Väter aus meinem Bekanntenkreis nehmen die veränderten Herausforderungen an. Sie passen ihr Verhalten an die neuen Regelungen an. Unverändert ist: Männer wollen funktionieren, Probleme lösen und nicht selber das Problem sein.
  4. Was stellt ihr/ stellen Sie Bezug auf die Erwerbsarbeit (Homeoffice), die Kinderbetreuung und Home Schooling fest?
    Auf allen drei Ebenen – Familie, Schule und Beruf – sind die kritischen Faktoren:
    1) Anpassungebereitschaft & Kreativität
    2) technische Ausstattung & Verständnis
    3) Motivation & Disziplin.
    Fehlt eins oder mehrere, gelingt es schlecht bis garnicht.
  5. Welche Rollenmodelle bewähren sich gerade eher?
    Auf allen drei Ebenen – Familie, Schule und Beruf – bewäht sich Teamarbeit. Jeder trägt nach eigenen Fähigkeiten sein Bestes bei. Ich beobachte gestiegene Koopreations- und Kompromissbereitschaft, Selbstdisziplin und Mäßigung des Egoismus. Es ist in den vergangenen zwei Monaten zu keinen ernsten Streitigkeiten gekommen. Ein kleines Corona-Wunder!
  6. Welche Veränderungen nehmt ihr/ nehmen Sie bei Vätern wahr?
    Väter stellen eigenen Bedürfnisse hintenan und leiden zunehmend unter der Isolation. Ich kenne niemanden, der an Corona erkrankt ist, aber viele (auch ich selbst) die sich rasant einer Depression nähern. Die unsichtbaren Kollateralschäden sind sehr wahrscheinlich erheblich größer als reale Corona-Schäden.
  7. Welche (neuen/ zusätzlichen Bedarfe von Vätern erkennt ihr/ erkennen Sie?
    Das alte – und oft negierte – Bedürfnis der Väter/Männer ist stark gestiegen: sozialer Kontakt zu als gleichartig und ebenbürtig empfundenen Vertrauenspersonen. Das fiel Männern schon vor Corona schwer, mit den Corona-Verhaltensauflagen leiden die spärlich vorhandenen Kontakte. Hoffentlich nur vorübergehend. Ein Neuaufbau ist erforderlich.
  8. Was sollten Öffentlichkeit und Politik über Väter jetzt erfahren?
    Väter leisten in Familie, Homeschooling und Beruf einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Herausforderung. Sie drücken sich nicht vor ihrer Verantwortung, sondern ordnen ihre persönlichen Bedürfnisse unter. Selbst, wenn sie selbst dadurch Schaden nehmen. Väter wollen funktionieren, Probleme lösen und nicht selber das Problem sein.

Wie denkt Ihr über das Thema und beantwortet die Fragen – für Euch selbst oder online? Fällt es Euch leicht, sich mit den Fragen auseinander zu setzen? Ich bin neugierig.

Text: Tim Stegemann
Umfrage: Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Nordrhein-Westfalen

Trotz Kontaktsperre am PAPI-Stammtisch teilnehmen

Der 115. PAPI-Stammtisch im April 2020 fiel leider genau in die Zeit der Corona-Kontaktsperren und hätte darum um ein Haar nicht stattfinden können. Das wäre zwar verkraftbar gewesen, aber solange Mittel und Wege bestehen, Ziele zu erreichen, muss man sich diese Wege und Mittel eben erschließen.

In der Welt, Europa, Deutschland, hier und allerorten passiert gerade – neben den schrecklichen Folgen von Corona – auch so viel Wunderbares, was man bis vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten hat. Durch die Kontaktsperren wurden Gewohnheiten (und Trägheiten!) überwunden und neue – digitale – Fähigkeiten erlernt. Die Lernkurven steigen steil an: Schon nach drei Wochen des Experimentierens und Ausprobierens sind nicht nur im Homeoffice, sondern vor allem im Bereich Schule und Lernen, mehr Praxiserfahrungen gewonnen worden als in den letzten zehn Jahren zusammen. Digitale Schule? Geht! Ja, liebe Skeptiker, es ist nicht perfekt, aber auf dem richtigen Weg und schon viel weiter als man das vorher für möglich gehalten hat. Fasziniert beobachte ich meine Kinder in der fünften und achten Klasse, wie sie neugierig und unvoreingenommen neue Technik einsetzen um weiter am schulischen Leben teilnehmen zu können. Als ich in ihrem Alter war, konnte ich virtuos meinen Kassettenrekorder bedienen. Mehr gab es in den frühen Achtzigern noch nicht. Und heute?

Heute, zu Corona-Zeiten, stellen wir uns der Herausforderung und treffen uns von zuhause aus am virtuellen PAPI-Stammtisch, per Videokonferenz. Dazu haben wir Skype genutzt, weil es auf vielen Plattformen verfügbar ist. Notebook, Tablet, Smartphone, Windows, iOS, Android… Wenn man möchte, kann man es nutzen, sogar kostenlos. Nur die Bedienung finde ich etwas hakelig. Kann aber auch an mir liegen, dass ich mich wie der erste Mensch anstelle. Erkenntnis: Wenn man etwas neues lernen möchte, sollte man auch „altes“ Wissen wieder in Frage stellen können. Denn neues Lernen ersetzt oder ergänzt altes Wissen. Ich freue mich sehr über diese Chancen und möchte sie gerne nutzen.

Den 116. PAPI-Stammtisch möchte ich dennoch lieber wieder in physischer Gemeinschaft genießen. Wir sehen uns!

Text: Tim Stegemann